Über Stil, Selbstachtung, Pitch-Kultur und anders sein

Ein Gespräch mit Andrea Walburg und Elke Kaltenschnee

14. Mai 2018

Stil ist Ausdruck einer inneren Haltung. Wer Stil sagt, denkt an Respekt, Wertschätzung, Anstand und ja, auch das: an Moral. Das macht das Äußere keineswegs bedeutungslos. Stil ist sowohl eine ästhetische als auch eine ethisch-moralische Größe. Jemand mag sich noch so perfekt kleiden, wenn sein Handeln respektlos oder gar unanständig ist, bleibt sein Stil schlecht.
Notizen eines Gesprächs zwischen Andrea Walburg und Elke Kaltenschnee

Der Spirit

Andrea Walburg: Stil ist, Dinge zu bewahren und zu respektieren. Randolph Maurer und ich sind zugleich Inhaber und Lenker des Unternehmens imb: troschke. Ich lege Wert auf ein respektvolles, aufmerksames Miteinander. Außerdem versuche ich, meine Liebe für schöne Details vorzuleben. Dazu gehört für mich auch, dass in unseren Räumen immer frische Blumen stehen. Das ist eine Wertschätzung für alle, die hier arbeiten, und für jeden, der in unser Haus kommt.
Die Ausstellung im Foyer ist ebenfalls Ausdruck unseres Anspruchs an die Unternehmenskultur. Wir möchten, dass man sieht, wofür wir stehen und womit wir uns beschäftigen. Es soll eine Inspiration sein. Jeder, der offen genug ist, kann diese Inspiration mitnehmen.

„Pitch-Kultur“ ist ein Oxymoron

Respektvoller Umgang miteinander ist in der Wirtschaft und Gesellschaft keine Selbstverständlichkeit mehr. Zu sehr ist jeder getrieben, das beste und günstigste aus allem herauszuholen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Betrachten wir zum Beispiel die sogenannte Pitch-Kultur. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Auftraggeber mehrere Dienstleistern für ein Produkt X anfragt, um sich für den günstigsten bei gleicher Qualität zu entscheiden.
Aberwitzig ist jedoch, wie Pitches heutzutage eingesetzt werden. Selbst Kreativleistungen werden als Produkt degradiert und ebenso im großen Maße ausgeschrieben. Per email ohne weitere persönliche Kenntnis der Protagonisten. Soll das auf Dauer funktionieren? Das Wort „Pitch-Kultur“ ist deshalb für mich ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich.

Jeder ist anders

Neben dem Stil des Hauses, der gemeinsame Werte umfasst, bringt jeder seinen persönlichen Stil in die Zusammenarbeit ein. Jeder von uns ist anders, hat einen anderen Stil und andere Kunden, die zu ihm oder zu ihr passen.

Stil und Form

Elke Kaltenschnee: Schreiben wir einem Menschen Stil zu, erwarten wir, dass er Regeln und Konventionen einhält, die Klaviatur des sozialen Miteinanders beherrscht. Pünktlichkeit, Ordnung, Höflichkeit, Ehrlichkeit, Achtsamkeit mögen für manche spießig sein. Für unser Unternehmen und für uns sind sie selbstverständlich. Gute Umgangsformen und gutes Benehmen sind schließlich das Schmiermittel des sozialen Miteinanders.

Selbstachtung

Stil erfordert nicht nur Achtung und Wertschätzung für andere, sondern auch Selbstrespekt und Selbstachtung. Wer könnte andere respektieren, wenn er mit sich selbst im Unreinen ist? Die innere Haltung, die sich im äußeren Erscheinungsbild manifestiert, wirkt vertrauensschaffend auf unser Gegenüber.

Was Stil mit Philosophie zu tun hat

Jemand der Stil hat, folgt der Erkenntnis des Philosophen Immanuel Kant: „Was du nicht willst, das man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu.“ Mit diesem Satz im Kopf, handelt der Mensch mit Stil ethisch, moralisch, den Menschen zugewandt. Dazu ist Fingerspitzengefühl notwendig. Das sklavische Befolgen von Regeln und Konventionen nur um ihrer selbst willen weist eher den Formalisten aus als einen Menschen mit Stil. Der Zweitgenannte betrachtet Regeln und Konventionen, klopft ihren Sinn und Nutzen ab. Wenn für gut befunden integriert er sie in sein Wertesystem. Der Vorwurf, er hänge opportunistisch sein Mäntelchen in dem Wind, ist fehl am Platz. Die beschriebenen Tugenden gepaart mit der Überzeugung, dass man Menschen mit Achtung begegnet und ihnen Beachtung schenkt, sind ihm unverrückbare Grundsätze. All das macht seine Authentizität und seine Individualität aus.